Arbeitsplatz, Atelier
Die Gestaltung des eigenen Arbeitsplatzes ist immer von vielen unterschiedlichen Faktoren abhängig. Für manch einen ist die "plein air" Malerei das Schönste, andere fühlen sich im eigenen Studio am wohlsten. Die meisten von uns müssen sich einen kleinen Arbeitsbereich in einem Arbeits- oder Wohnzimmer gestalten. Die Beschreibung meines Arbeitsplatzes ist sicherlich sehr auf meine persönlichen Belange abgestimmt und soll daher auch nicht den Anspruch auf Allgemeingültigkeit haben. Vielleicht gelingt es mir aber, Anregungen zu geben. Ich besitze kein eigenes Studio, so dass ich über Jahre meine Staffelei immer dort aufgebaut habe, wo ich glaubte, dass sie ein paar Tage im Haus nicht stören würde. An manchen Sommertagen habe ich auch auf der Terrasse gemalt. Schlechtwetter Tage, wechselnde Lichtverhältnisse und arbeiten nach Feierabend bei Kunstlicht bestimmten zunehmend die Probleme bei der Auswahl des Arbeitsplatzes. Im Laufe der Jahre wuchs mein Equipment, die Farbpalette wurde immer umfangreicher und der Platzbedarf größer. So erfuhr mein Arbeitsplatz immer weitere Veränderungen und ein "Umzug" mit Auf- und Abbau wurde immer aufwändiger. Mittlerweile ist mein nomadenartiger Arbeitsplatz sesshaft geworden. Jedoch erfolgte aufgrund einer grundlegenden Änderung unserer Raumnutzung im letzten Jahr ein ggf. letzter Umzug meines Arbeitsbereiches.
Der viele Jahre genutzte Arbeitsplatz im Kellerraum mit selbst angefertigtem Lagerschrank und Beleuchtung mit Tageslicht LED Streifen musste einer Umgestaltung weichen.
Das Ziel: der neue Arbeitsbereich sollte optisch ansprechender und platzsparender aufgebaut sein.
Zunächst erfüllten wir uns einen Traum und erwarben im Internet eine alte Werkbank. Diese wurde von mir restauriert, aber darauf geachtet, dass die alte Patina ihren Charme behielt.
Eine einfache Bügelhilfe als Sitzgelegenheit, in der Höhe passend, war bereits vorhanden, aber musste der schönen Werkbank angepasst werden.
Nach einer Erneuerung der Polsterung konnte ich mit Hilfe einer alten Ledertasche den Sitz neu gestalten. Die lackierten Metallteile habe ich geflext und mit schnellrostenden Lotionen bearbeitet - die Fußstopfen aus Holz ersetzt und die verbliebenen Kunststoffteile schwarz lackiert.
Die Kästen zur Lagerung meiner Pastelle haben sich nach kleinen Änderungen über Jahre bewährt und sollten beibehalten werden (siehe auch Pastellwerkstatt/Lagerung und Organisation der Pastellkreiden). Der benötigte Platz, um bei geöffneten Pastellkästen aktiv zu werden, ist jedoch sehr groß. Mein Ziel war es diese Fläche deutliche zu verkleinern, ohne den funktionellen Aspekt zu erschweren. Eine Schubladenkonstruktion mit leichtläufigem Vollauszug schien mir die beste Lösung.
Die Kleinteilkästen haben am Rand eine tiefe Nut, in der eine an den Ausschüben befestigte Führung stabil eingreifen kann. Aufgrund ihrer stabilen Bauweise können die Kästen, nach Entfernung des Deckels, als Schubladen verwenden. Sie sind bei Bedarf schnell aus der Auszughalterung herausgenommen und nach Auflage des Deckels auch wieder einzeln sicher zu transportieren. Die Funktionalität der Sammelbox hat sich bereits bei vielen Bildern bewährt und aufgrund der Leichtläufigkeit der kugelgelagerten Auszüge gut zu bedienen. Ein kleiner Nachteil sei jedoch auch erwähnt: durch die 8 metallenen Auszüge steigt das Gewicht der Pastellbox auf 10 Kg.
Für eine optimale Beleuchtung sorgt eine oben aufgestellte alte Schreibtischlampe mit zwei tageslicht-LED Leuchtmitteln ausgestattet. Ausreichend Platz findet auch noch mein Laptop zur Darstellung des Bildmotivs.
Meine Studio-Staffelei, viele Jahre regelmäßig genutzt, kommt zurzeit nicht mehr zum Einsatz. Die Bildauflage mit der angebauten Pigmentstaub-Rinne habe ich Änderungen unterworfen. So sind an der hinteren Kopfseite zwei gepolsterte, der Dachschräge des Raumes angepasste Abstandhalter angebracht und die Pigmentauffang-Fläche, klappbar und vergrößert worden. Beim Hochklappen der Fläche rutscht das Pigment in die alte Auffangrinne und kann dort bei Bedarf entsorgt oder zur Weiterverarbeitung eingesammelt werden. Die ausreichende Standfestigkeit der Rückwand ist durch einen am oberen Teil befestigten Lederriemen gewährleistet. Dieser wird unter leichter Spannung mit einem einfachen Handgriff vorne in den Schraubstock des Arbeitstisches eingeklemmt.
Die bisherige Befestigung des Malgrundes an der Arbeitsplatte mit Reißnägeln habe ich ebenfalls vereinfacht. Als Auflage für dem Malgrund wurden passende Malboards geschnitten. Das Papier kann hier mit Metallklammern sicher fixiert werden. An den Ösen der Klammern ist eine sichere Aufhängung möglich. Als Dickenausgleich und Vermeidung einer unruhigen Hängung habe ich unter das Malboard eine 1cm dicke Styroporplatte angebracht. Mit Hilfe kleiner Holzdübel können unterschiedliche Formate problemlos in definierter Arbeitshöhe angebracht werden.
Zur optimale Beleuchtung der Arbeitsfläche habe ich den zur Reproduktionsfotografie angefertigten Rahmen mit Tageslicht LED eingesetzt (siehe auch Werkstatt/Fotodokumentation von Pastellbildern). Der Transformator ist in den Standfuß integriert, so dass die sichere Positionierung vor dem Bild ermöglicht wird. Die Maltätigkleit durch den Licht-Rahmen bietet ausreichend Platz und erzwingt einen größeren Arbeitsabstand zum Bildobjekt. Bei Grundierungen mit Alkohol oder abschließenden feinen Detailarbeiten ist das Bild aufgrund seiner einfachen Aufhängung schnell in eine Waagerechte und nähere Position zu bringen. Durch diese Anordnung ist der Atelier-Aufbau während der Malerei und zur Durchführung fotografischer Dokumentationen identisch und somit auch das Festhalten von Zwischenschritten ohne Aufwand möglich.
Die Praktikabilität eines Arbeitsbereiches ist sehr vom Aufwand für Auf- und Abbau abhängig. In dem verwendete Raum muss das Equipment zwar nicht täglich abgebaut werden, aber ein schneller Wechsel war dennoch mein Ziel. Da die Bilder wenig über den zeitlichen Aufwand vermitteln können, habe ich die Zeit für den kompletten Auf- oder Abbau gestoppt. Die einzelnen Equipment-Teile werden im gleichen Zimmer in einem Schrank verstaut und somit jeglichen Blicken entzogen. Die Bildhalterung steht neben dem Schrank auf der hier abgestellten alten Staffelei. Ein Zeitraum von 6 min wurde bei keinem Versuchsaufbau überschritten.
Ein unschätzbarer Vorteil des Atelieraufbaus ist die einfache Umsetzung von Malbetrieb und Reproduktionsfotografie (die differente Farbgebung ist zwei verschiedenen Kameras geschuldet).
Die hier beschriebene Atelieraufbau soll lediglich Anregungen und Ideen vermitteln. Die Möglichkeiten bei jedem einzelnen Künstler sind so unterschiedlich, dass allgemeine Empfehlungen nicht möglich sind.