Magnetwand, temporäre Präsentation der Pastellbilder
Das Pastellbild auf der Staffelei neigt sich der Vollendung entgegen. Ein letzter Kreidestrich, gefolgt von Zweifeln, ob weitere Schritte das Werk verbessern. Ein paar Tage wird es am Arbeitsplatz verweilen und kann sich vor kritischen Blicken nicht schützen. Dann fällt die Entscheidung – fertig.
Eine neue Idee, ein neues Motiv hat sich angekündigt. Der Platz auf der Staffelei ist aber noch besetzt. Für das Staffelei-Bild ist die Vollendung der Bildpräsentation in einem passenden Rahmen noch nicht geplant, eine Hängung in einer Ausstellung nicht in Sicht. Eine repräsentative Zwischenlagerung wäre jetzt angebracht. Sammelmappe oder Lagerkarton sind sicherlich nicht direkt der wünschenswerte Ort eines neuen Bildes, denn kaum aus dem Auge, fristet das Bild einen bedauernswerten Zustand im Vergessenen.
Eine freie Wand im Atelier oder einem anderen Raum ist eine alternative Möglichkeit. Das Bild wäre nicht ideal präsentiert, aber auch nicht im Nichts verschwunden. So ist es von mir über viele Jahre praktiziert worden. In einem nicht täglich genutzten Raum befanden sich bis zu 30 Pastellwerke. Manche Werke verblieben so ein ganzes Jahr im Blick und erst wenn der Trennungsschmerz nachlässt, treten die Bilder ihren schicksalhaften Weg in den Lager-Karton an.
Eine Fixierung mit Reißnägeln/Heftzwecken war über Jahre eine schnelle und sichere Fixierungsmethode. Nachteile liegen natürlich auch auf der Hand:
Eine Fixierung mit Reißnägeln/Heftzwecken war über Jahre eine schnelle und sichere Fixierungsmethode. Nachteile liegen natürlich auch auf der Hand:
- Die Bilder werden im Randbereich gelocht. Diese Stellen verschwinden zwar bei einer späteren Rahmung unter dem Passepartout, aber bei sehr knapper, randständiger Lage ist ein Ausreißen auch nicht ausgeschlossen. Je nach Beschaffenheit des Malgrundes ist eine Fixierung in allen 4 Eckpunkten erforderlich (ich kaufe seit Jahren Uart Papier als Rollenmaterial und trotz Glättung unter heißem Wasserdampf ist eine leichte Wölbung immer vorhanden. Bei der Rahmung spielt dies keine Rolle, aber bei einer freien Hängung ist eine Fixierung in allen vier Ecken erforderlich)
- Wird die Wand über mehrere Jahre zur Hängung benutzt, kommt es in einigen Bereichen zu einer Zermürbung des Wandputzes und die Reißnägel finden keinen festen Halt mehr. Die Spannung des gebogenen Uart-Malgrundes reicht aus, um den Heftzweck aus der Wand zu ziehen.
- Ein Bildwechsel ist aufwendig
Eine andere Lösung muss gefunden werden. Diese sollte deutlich bessere Eigenschaften besitzen:
- Einfache Handhabung bei Hängung und Bildwechsel
- Stabile Fixierung ohne Beschädigung des Bildes
- Optisch unauffällig und keine großen Umbaumaßnahmen an der Wand
- Dauerhaft unveränderte Wirkung
- Kostengünstig
Unter den genannten Voraussetzungen kam die Idee einer Fixierung mit Magneten. Im Internet wird eine große Anzahl von Neodyn-Magneten angeboten. Das Angebot ist fast unüberschaubar. Die Kosten der Magnete steigen mit Kraft und Größe rasch an. Unter Berücksichtigung der Auswahl-Kriterien fiel meine Wahl auf Stabmagnete 4 x 10 mm, N 50. Sie sind von ihrer Größe gut greifbar und unter optimalen Bedingungen haben sie eine Tragkraft von ca. 1 kg. Die Kosten liegen pro Magnet bei 0,24 € ab einer Bestellung von 100 St. Die angegebene Kraft der Magnete, bei Verwendung von 4 Magneten pro Bild, erschien mir zunächst überdimensioniert. Eine Fehleinschätzung, wie sich später in den Testreihen herausstellte.
Als Gegenstück bedarf es einer metallenen Auflagefläche. Aus
optischen, als auch finanziellen, Gründen kommt eine komplette Verkleidung der
Wand mit Blech nicht in Frage. Alternativ werden im Handel selbstklebende
Metallplättchen oder selbstklebende Eisenbänder/Ferrobänder angeboten, wodurch
die Kosten für die Hängung deutlich ansteigen.
Bei der Recherche über Magnetwände stößt man immer wieder
auf eisenhaltige Wandfarbe. Neben dem Kauf fertiger Farbe besteht auch die
Möglichkeit der Selbstherstellung. In den meisten Fällen wird die Farbe durch
Beimischung des anthrazitfarbenen Eisenstaubes bestimmt. Nach dem Kauf von 1 kg
feinem Eisenpulver stellte ich mir mit Wandfarbe (1:1, bezogen auf das Gewicht)
eine eigene Mischung her. Um nicht direkt die komplette Seite meines Zimmers in
der grauen Farbe zu streichen, habe ich für meine Versuchsreihe viele kleine
Karton-Stücke (2 x 2 cm, Reste von Passepartout-Karton) mit der eisenhaltigen Farbe
gestrichen. Zur Verbesserung der Magnetwirkung wurde der Anstrich 3 x
wiederholt. Meine Pastellbilder haben z.Z. ein einheitliches Maß, so dass die
metallhaltigen Karton-Stücke in klar definierten Abständen an der Wand
angebracht werden können. In meiner Planung wollte ich die Fixierung mit einem
kleinen Tropfen weißer Acryldichtmasse durchführen, da ich so eine problemlose
spätere Entfernung erwartete. Eine Hoffnung, die sich jedoch nicht bestätigen
sollte. Noch vor Anbringung an der Wand zeigten erste Vergleichs-Versuche, dass
die angegebene Haltekraft der Magnete sich nicht auf die eisenhaltigen
Wandfarbe bezieht.
Als Vergleich diente mir eine deutlich festere Verbindung zu
nicht beschichteten Reißnägeln.
Vergleichs-Test:
- Vier Karton-Stücke, mit eisenhaltiger Wandfarbe gestrichen, werden entsprechend der Bildgröße an der Wand befestigt. Die Fixierung erfolgt mit weißer Acryldichtmasse.
- Vier nicht beschichtete Reißnägel werden ebenfalls entsprechend der Bildgröße in kompletter Länge in die Wand gedrückt.
Ergebnis: Ein glatter Malgrund (Einzelbogen) lässt sich an
beiden metallischen Untergründen mit Hilfe der Stabmagnete sicher fixieren. Bei
zunehmender Dicke des Papiers reduziert sich die Stabilität. Ein Malboard ist
auf diesem Wege nicht mehr sicher zu fixieren. Ebenso wirkt sich eine
Überstreichung der Haltepunkte reduzierend auf die Haltekraft aus. Die
Kombination eins sehr dicken Papiers und gleichzeitiger Überstreichung der eisenhaltigen Bereiche kann zu Problemen führen.
Bei der Hängung von leicht gebogenem Uart Papier ist die
Anziehungskraft zwischen Magneten und eisenhaltiger Wandfarbe zu gering, um
eine sichere Fixierung durchzuführen. Die Spannkraft des gebogenen Uart-Papiers
kippt die Stabmagnete, wodurch sich die Kontaktfläche reduziert und das Bild
keinen Halt mehr hat. Mit dem Heftzweck als Untergrund liegen keine
Probleme vor.
Da ich ausschließlich Uart-Papier verwende, ist für mich
eine Magnetwand, hergestellt aus eisenhaltiger Wandfarbe, nicht sinnvoll. Meine
Präsentations-Wand habe ich entsprechend der einheitlichen Bildgröße mit Reißnägeln
bestückt. Bei Verwendung einer zweiten Einheitsgröße wäre eine Erweiterung der
Haltepunkte ohne großen Aufwand und Kosten denkbar. Problematisch ist es bei
Verwendung nicht definierter und stetig wechselnder Bildgrößen. Beim
Bildwechsel sollten die Magnete durch Kippung entfernt werden, da ein gerades
Ziehen die Reißnägel aus der Wand befördern kann.
Die hier geschilderte Vorgehensweise ist meinen
individuellen Wünschen und Gegebenheiten angepasst und sollte als Inspiration
eingestuft werden. Über die Mitteilung alternativer Möglichkeiten und Erfahrungen würde ich mich freuen.
Andreas