Lagerung der Pastellbilder - Pastellmalerei

Dr. Andreas Royé
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Lagerung von Pastellbildern (erschienen in den NEWS der DPG 4 2020)
Damit das Kunstwerk auch nach vielen Jahren der Lagerung keine Schäden erleidet, bedarf es einige Regeln zu beachten. Das Aufbewahren von Pastellbildern stellt, im Vergleich zu den Medien Aquarell, Acryl oder Öl, höhere Anforderungen.
 
Bevor ich mein eigenes Handeln als Standard festlege, habe ich mich, neben einer Literatur- und Internet-Recherche, telefonisch mit einigen Mitgliedern unterhalten und kann daher in diesem Artikel eine breitere Meinung abbilden. Den Anspruch der Allgemeingültigkeit erhebe ich dennoch nicht.
 
Das Ergebnis der Recherche direkt vorweg:
 

Die gebräuchlichste Lagerung und damit fast als optimaler Standard einzustufen:
 
  • Pastellbilder liegend lagern
  • zum Schutz mit einem glatten Pergamentpapier oder Transparentpapier einschlagen (z.B. Papierbögen von Clairefontaine „Cristal“, Transparentpapierrolle Da Capo von Schöllerhammer, Canson-Infinity-Glassine (Einzelbögen oder Rolle) oder die Trennblätter der gängigen Pastellblöcke)
  • zur Vermeidung von Verschiebungen sollte das Schutzblatt an der Rückseite des Bildes verklebt werden (am besten auch bei den kleinen Klebestreifen auf Säurefreiheit und Alterungsbeständigkeit achten). Alternativ können Pastellbild und Transparentpapier auf einem stabilen, säurefreien Blatt fixiert werden (vergleichbar einem Fotoalbum).
   
Nach diesen allgemeingültigen Regeln lässt sich die weitere Handhabung nach eigenen Vorstellungen fortführen. Sicherlich die edelste Variante ist das Ablegen des geschützten Pastellwerkes in einem passenden Ablageschrank mit flachen, großen Schubladen. Dem Schutz der Bilder genüge getan ist aber auch die Aufbewahrung in einer Sammelmappe oder einem Karton. Zur liegenden Position bedarf es eines genügend tiefen Regals.
Ist aus Platzgründen nur eine stehende Lagerung möglich, ist das stabile Einstellen einer starren Zwischenwand erforderlich, um ein Verrutschen und wellige Lagerung zu vermeiden. Hierzu eignen sich dünne Hartfaserplatten bzw. MDF Platten (preiswert, hohes Maß an Biegefestigkeit). Graupappe, in 3 mm als Bildrückwand gerne benutzt, ist ungeeignet, da diese sich nach langer, stehender Lagerung biegt. Auch die für Mal-Boards gerne benutzten Leichtstoffplatten sollten nach Angabe der Hersteller liegend gelagert werden. Bei Bildformaten über DIN A2 wären ggf. stabilisierende MDF Platten zu ergänzen. Bei Leichtstoffplatten mit 10 mm Dicke oder zentralem Aluminiumkern ist die Standsicherheit natürlich auch bei noch größeren Platten gewährleistet (eine druckfreie, fast senkrechte Stellung vorausgesetzt).
Eine Alternative zur stabilisierenden MDF Platte wäre eine Aufbewahrung des senkrecht stehenden Pastellbildes zwischen zwei Wellpappen oder Pappwabenplatten. Schneide ich in die Vorderseite ein Fenster in Bildgröße, könnte das schützende Transparentpapier weggelassen werden. Bei späterer Einrahmung kann die Wellpappe mit Fenster als Abstandhalter zwischen Passepartout und Bild benutzt werden.
 
Die Variante, Pastellbilder in Sichthüllen aus Vinyl zu lagern, unter Plexiglas zu fixieren oder sogar einzuschweißen, ist aufgrund der statischen Aufladung aller Kunststoffe sehr kritisch zu sehen.  Die Sicht auf das Pastellwerk ist bei glasklarer Vinylhülle zwar ungetrübt, aber die Auswirkung auf das Pastellbild ist nicht ausreichend untersucht und dokumentiert.  In einer Zeit, in der Plastiktüten verboten werden, kann eine Empfehlung für dieses Vorgehen nicht gegeben werden.
 
Großformatige Bilder (über DIN A0) haben eine Sonderstellung, da handelsübliche Lagerungen in Mappe, Karton oder Schublade erschwert sind. Bei entsprechendem Platzangebot ist eine endgültige Lagerung im fertigen Rahmen möglich. Aber auch bei Rahmungen gilt:  zunehmende Bildgröße erfordert höhere Anforderung an die rückseitige Bildauflage. Eindeutige Informationen zu den Parametern Bildgröße, Material und Dicke der Auflagenfläche konnte ich nicht finden. Hier sollte jeder seine stehend gelagerten Bilder im Auge behalten und bei erkennbarer Instabilität nachbessern.
 
Im Lagerung (gleich, ob liegend oder stehend) sollte ein Feuchtigkeitsmesser aufgestellt werden. Bei Bedarf ist ein Luftentfeuchter sinnvoll. Auch in unseren Breiten kommen längere Phasen mit hoher Luftfeuchtigkeit vor. Ist der Raum zusätzlich nur reduziert geheizt, kann ein Anstieg der relativen Luftfeuchtigkeit auch für längere Zeit über 80% eintreten. Ab 60% besteht die Gefahr von Schimmelbildung!
letzte Aktualisierung: 30.04.2023
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