Firnis-Verwendung in der Patellmalerei (erschienen in den News der DPG 4 2021)
Vor ein paar Tagen wurde in der Facebook Gruppe das Firnissen der Pastellbilder angesprochen und lebhaft diskutiert. Aufgrund der kurzzeitigen Verfügbarkeit dieser Diskussion auf Facebook nahm ich dies als Anlass, den folgenden Artikel auf der Website zu präsentieren.
Die Diskussion über die Notwendigkeit der Bildfixierung, nicht nur in der Pastellmalerei, wird schon sehr lange geführt. Bis weit in das 19. Jahrhundert hinein war das Abschlussfirnissen ein fester Bestandteil in der Malerei. Bei den großen Ausstellungen des 19. Jahrhunderts durften nur gefirnisste Bilder ausgestellt werden. Die Abgabefrist für die Künstler war oft sehr knapp bemessen, sodass der Tag vor der Ausstellung zur allgemeinen Auftragung von Firnis (franz.: vernis)
bei den bereits hängenden Bildern genutzt wurde. Der Name ist geblieben, die Bedeutung der Vernissage hat sich verändert.
Die Zusammensetzung der Fixierlösungen war sehr unterschiedlich. Mit vielen Veränderungen wurde experimentiert. Die durch das Fixieren verursachten Folgen führten schon vor über hundert Jahren zu heftigen Diskussionen unter den Künstlern. Manche Effekte ließen sich direkt nach dem Auftrag erkennen (z.B. ein leichtes Abdunkeln der Farben), andere zeigten sich erst viele Jahre später (Vergilben der Firnis) und stellen heute die Restauratoren vor große Probleme. Im Gegensatz zur Ölmalerei, wo die Schluss-Firnis z.B. unterschiedliche Trocknungseffekte der Ölfarbe beseitigen oder einen gleichmäßigen Glanz erzeugen sollte, hat die Fixierung in der Pastellmalerei vorwiegend eine mechanische Schutzfunktion. Die Notwendigkeit dieses Schutzes ist sehr vom verwendeten Malgrund abhängig.
Einigkeit besteht dahingehend, dass zur dauerhaften Präsentation ein Pastellbild mit einer Glasrahmung geschützt werden muss. Welcher Glastyp zur Anwendung kommt, ist eine Frage der Investition und der Bildausleuchtung. Ebenso ist sicherlich unumstritten, dass Zwischenfixierungen Anwendung finden können, je nach angewandter Technik ggf. zwingend erforderlich sind (nach einer Kohleuntermalung muss ein Durchmischen mit Pastellpigmenten vermieden werden). Das Fixativ kann auch bewusst für leichte Farb- oder Tonwertveränderung benutzt werden.
Die Frage der Abschluss-Firnis bei Pastellbildern wurde in der Facebookgruppe der DPG wieder sehr
kontrovers diskutiert, auch wenn man den Eindruck gewinnen konnte, dass die Mehrheit auf eine
Fixierung verzichtet.
Der Effekt der Firnis hängt von vielen Faktoren ab. Der zur Anwendung kommende Malgrund hat ebenso einen Einfluss wie auch die Pastellkreide selber. Die Effekte der Fixative sind auch stark abhängig von der unterschiedlichen Dichte der aufgetragenen Kreidepigmente.
Jeder, der von der Notwendigkeit einer Fixierung überzeugt ist, sollte folgenden Versuch starten, bevor das fertige Bild Schaden erleidet:
Auf einem Malgrund-Rest Farbmuster in Form schmaler Querstreifung auftragen. Hierbei sollten
kräftige und zarte Pigmentauftragung, helle und dunkle Töne zur Anwendung kommen, ggf. auch
Farbschichtungen oder Wischtechniken, so wie es auch auf dem fertigen Bild eingesetzt wurde.
Das Bild mit der angefertigten Querstreifung ist dann zur Hälfte mit einem kräftigen Papier
abzudecken. Auf der nicht verdeckten Hälfte kommt das Fixativ zur Anwendung, gleich, ob durch
einmaligen, dichten Auftrag oder in mehreren kleinen sparsamen Schritten. Jeder sollte nach seiner
Überzeugung arbeiten. Nach der Trocknung kann die Abdeckung entfernt werden.
Pastellmaler#innen, die keinen Unterschied erkennen, die entstandenen Effekte als akzeptabel einstufen (Beurteilung unter verschiedenen Lichtquellen) oder bewusst einsetzten möchten, sollten weiter mit Fixativ arbeiten (interessant wäre es, den Probestreifen ein paar Jahre aufzubewahren im Dunkeln und einen Gleichen unter Lichteinfluss).
Alle Maler#innen, die einen Unterschied erkennen und diesen nicht auf ihrem Bild wünschen, verzichten auf das Fixativ. Sie sollten einen Malgrund benutzen, der aufgrund der Oberflächenstruktur eine optimale Pigmenthaftung gewährleistet sowie eine Fixierung erübrigt (z.B. Pastel Card von Sennelier , Pastelmat von Clairfontaine, Uart oder vergleichbare Papiere).
Seitdem ich meine Pastellbilder auf oben erwähnten Malgründen arbeite, kommt ein Fixativ als Schlussfirnis bei mir, wie auch bei vielen anderen Malern, nicht mehr zur Anwendung. Bei Velourpapier fehlt mir die eigene Erfahrung. Es wurde mir jedoch berichtet, dass vor einem Transport oder Verschickung des Bildes auf diesem Malgrund ein Fixativ zur Stabilisierung der Pigmente erforderlich ist.